Auftaktveranstaltung: Das „Stuttgarter Integrationsmodell“

Ergun Can

Ergun Can

Knapp 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen am 17. Juni 2006 um 17.00 Uhr auf Einladung der SPD in die Gaststätte „Zum Gewerkschaftshaus“ (Am Pool 41), um mit Ergun Can (SPD, Mitglied des Stadtrates Stuttgart) über das „Stuttgarter Integrationsmodell“ zu diskutieren. Dabei handelt es sich um eine integrationspolitische Gesamtstrategie, die durch die Förderung von Chancengleichheit und Partizipation von Migranten den sozialen Zusammenhalt stärken soll. Ein Element davon ist ein Inländerstammtisch, bei dem Einheimische und Migranten gemeinsam über migrationspolitische Themen debattieren. Dies will die SPD nun auch in Bergedorf einführen.

Seit einigen Monaten wird in Deutschland intensiver über die Probleme der Integration und Migration gesprochen, meist jedoch mit einem Unterton, der wenig geeignet ist, das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Migranten (Bürgern mit ausländischem Hintergrund) zu fördern. Experten sind sich einig, dass Integration mehr bedeutet, als nur die deutsche Sprache zu erlernen. Das ist erst der Anfang. Nur wenn es selbstverständlich ist, das Einheimische wie Migranten einen gemeinsamen Umgang in Vereinen, Parteien und Institutionen pflegen und gegenseitig von der jeweils anderen Kultur profitieren, lässt sich von einer gelungenen Integration sprechen.

Gut besucht war die Auftaktveranstaltung des Inländerstammtisches.

Gut besucht war die Auftaktveranstaltung des Inländerstammtisches.

Das war für die SPD Bergedorf der Anlass, eine Arbeitsgruppe Integration und Migration einzusetzen, die aus den Bezirksabgeordneten Stephanie Albrecht und Peri Arndt, Simone Gündüz, Jürgen Schenk und Michael Schütze, dem Vorsitzenden der SPD Lohbrügge, besteht. Als Einstieg in ein „Bündnis für Integration“ luden Albrecht und Arndt für die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung zu der Veranstaltung mit dem Stuttgarter Stadtratsmitglied Ergun Can (SPD) ein. Can ist einer der Initiatoren des „Stuttgarter Modells“ der Integration, das 2005 den Integrationspreis des Bundesinnenministeriums und der Bertelsmann-Stiftung gewonnen hat. Es wurde 2001 vor dem Hintergrund ins Leben gerufen, dass Stuttgart den zweithöchsten Ausländeranteil (21,9%) aller westdeutschen Großstädte hat. Mehr als ein Drittel (36.6%) aller Stuttgarter Bürger hat einen Migrationshintergrund. Das veranlasste die Stadt, mit vielen verschiedenen Institutionen eine integrationspolitische Gesamtstrategie zu erarbeiten. Durch die Förderung der Chancengleichheit von Migranten und der Begegnung von Migranten und Einheimischen sollte der soziale Zusammenhalt gestärkt werden.

von links: Simone Gündüz, Peri Arndt und Stephanie Albrecht

von links: Simone Gündüz, Peri Arndt und Stephanie Albrecht

Zentraler Baustein ist dabei die Sprach- und Bildungsförderung der Migranten, die in Zusammenarbeit aller kommunaler Organisationen dezentral in den Stadtteilen erfolgt. Während die Kinder der Migranten im Kindergarten sind, besuchen deren Eltern Deutschkurse, wobei sie nicht nur die Sprache erlernen, sondern auch Kenntnisse vermittelt bekommen über ihren Stadtteil. Dadurch können insbesondere die Frauen aus ihrem integrationsfeindlichen Umfeld herausgeholt werden. Weitere Integrationsmaßnahmen betreffen Schüler mit Migrationshintergrund. So trainieren Schüler für ihren Einstieg ins Berufsleben mit SeniorenPartnern, also mit Migranten, die bereits in Rente sind. Dann gibt es die Bildungsoffensive Stuttgart (BOS), bei der Studenten mit Migrationshintergrund entsprechenden Schülern Nachhilfe geben.

Ein weiterer Weg zur Integration in Stuttgart ist der Inländerstammtisch, den es seit Ende 2002 gibt. Dabei werden und wurden verschiedenste migrationspolitische Themen besprochen, wie z. B. der EU-Beitritt der Türkei oder der Fragebogen für Einwanderer. Das Publikum ist dabei laut Aussage von Can sehr gemischt. So sei z. B. der Anteil von Menschen türkischer Abstammung größer gewesen, als es um den EU-Beitritt der Türkei ging. Insgesamt aber hielten sich Deutsche und Migranten ungefähr die Waage bei der Beteiligung am Stammtisch.

In der sich anschließenden, intensiven Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass einige der Stuttgarter Erfahrungen auch für Bergedorf von Interesse sind. Die Einrichtung eines Kulturintegrationszentrums wurde als besonders sinnvoll angesehen. Doch der Bezirksamtsleiter Christoph Krupp bremste gleich übertriebene Erwartungen mit dem Verweis auf die knappen öffentlichen Kassen. Umgesetzt werden soll aber die Idee des Inländerstammtisches. Dafür wurden auch schon mögliche Themen gesammelt: Der Bau der Moschee in Bergedorf, das zweigliedrige Schulsystem bzw. ein Vergleich der Schulsysteme verschiedener Länder, die geplante Integrationsoffensive des Hamburger Senates und die Frage, was eigentlich das Ziel von Integration ist.

Die SPD Bergedorf wird schon möglichst bald zu dem ersten Inländerstammtisch einladen, um auch in Bergedorf die Integrationsarbeit zu intensivieren.

Michael Schütze

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